Camillo Gamnitzer, Die Schwalbe 2018 , 3. Preis
Position: 4b3/2p1Pp2/p1p2PNr/PNP3R1/K1kpR3/P3QB2/3PP3/n7 w - - 0 1
 
selfmate in 5

Black: Be8, c7, f7, a6, c6, Rh6, Kc4, d4, Na1
White: e7, f6, Ng6, a5, Nb5, c5, Rg5, Ka4, Re4, a3, Qe3, Bf3, d2, e2

Verführungen/Fehlversuche:
1. Sa7?/Sxc7? (2. d3+ Kc3 3. Dc1+ Sc2 4. Sb5+ ~xb5#) Th1! Nicht 1. - Sb3/Sc2, wegen 2. Txd4+ Sxd4 3. d3+ 4. Dc1+ usw.
Gegen 1. - Th1 würde 1. Sxd4? mittels Doppeldrohung vorsorgen (2. Sf5+ Kd5 3. Dd3+ Kxc5 4. Db5+ und
2. d3+ usw.), aber jetzt sticht 1. - Sb3(!), weil der Batterievorderstein seinen Batteriehinterstein behindert! Bewußt ist mir so etwas noch nie begegnet; normalerweise gewährleistet der Batterievorderstein immer hohe Flexibilität; doch hier kann Sd~+ nicht Txd4+ ersetzen, da der wS den Zugriff nach b5 verlöre (Erik Zierke)

Thematisch:
1. Tf4? 1. Th4? (jeweils 2. Se5+ usw.) Txg6!

1. Teg4! (2. Se5+ Kxc5 3. Sd3+ Kc4 4. Sd6+! cxd6
5. Ld5+ cxd5#), nicht jedoch auch (2. Sxd4 [nun einzig drohend 3. d3+ usw.]), wegen 2. - Th1!
1. - Txg6
2. Sxd4! (3. d3+ Kc3 4. Dc1+ Sc2 5. Sb5+ ~xb5#)
Hauptspielfortsetzung:
2. - Txg5, dresdnerisch (3. - Kxc5)
Der finale Hattrick enthüllt den Mehrwert der Schlüsselwahl:
3. Sxc6+! Txg4
4. Dd3+ Kxc5+
5. Dd4+! Txd4#! 

Aus meinem S#-Zyklus "[Selbst-]Fesselung weißer Batterievordersteine & Matt auslösender bzw. anbahnender Fall des jeweils zugehörigen Hintersteins" (Autor)  

2. - Sb3 * (4. - Sxc1!)
3. Sf5+ Sd4
4. Db3+ Kxc5
5. Dd5+! cxd5#

1. - fxg6
2. Sd6+ cxd6
3. De6+! d5 (fxe6??)
4. Dxc6! ~
5. Db5+ ~xb5# rundet das dichte Gesamtprogramm vollzügig ab

* 2. - Sc2? (sh. bereits 1. Sxd4? Sc2?) pariert die Drohung
3. d3+ usw. wieder nicht und bräche zusätzlich dieselbe Abwicklung vom Zaum wie 2. - Sb3. Als Ergebnis quasi "mutwillig" schlechten Gegenspiels ein (Hartmut Laue) kaum zu schmeckender  Wermutstropfen.

Die ... Hauptvariante ist wieder mal genial! (Wilfried Seehofer)

Wie üblich bei CG optimale Ausnutzung des vorhandenen Materials mit trickreichem, spannendem Ablauf und der Sensationsvariante 2. - Txg5 mit notwendiger Selbstfesselung des wS und überrraschendem Matt durch den sT nach Kreuzschach-Finale, nachdem wD, wS und beide wTT vom Brett verschwunden sind (J. Ippenberger)

Schlussbetrachtung v. E. Zierke:
Züge des Te4 nach Osten bewirken eine zweckreine Öffnung f3-d5; die Weglenkung des sT ist nur Kompensation für die (wieder) aufgegebene Doppeldrohung. Aber Schwarz bekommt die Ersatzverteidigung 2. - Txg5! Dagegen hilft dann das, zweckreine, Auswahl-'Vorausopfer' 1. Teg4!
Wir haben es also nicht bloß mit dem Auswahlprinzip zu tun, sondern mit "Vorplan plus Auswahl", dazu mit einer ganz skurrilen Form von Selbstschädigung: 1. Sxd4? Dazu kann man nur noch gratulieren!